Bücherverbrennung ist doof. Aber Kalenderverbrennung?


Die Zeit vor Weihnachten: Unternehmen denken pflichtbewusst an Kundenbindung: Ein Geschenk muss her. Hm? Wie wir aus der Werbung wissen, macht die Konkurrenz der Sparkassen das mit den Fähnchen. Alle anderen machen das mit dem Kalender.

So etwa Ende September erinnerten mich auch dieses Jahr freundlicherweise die Supermärkte daran, dass in einigen Monaten Weihnachten ist, indem sie mir durch eine blister-verpackte Lebkuchenwand den Zutritt erschwerten.

„Mensch, gut, dass die daran gedacht haben“, sagte ich zu mir. Und: „Hätte ich doch glatt vergessen.“

Quatsch. Das habe ich natürlich nicht zu mir gesagt. Ignoriert habe ich es. Aber erst nach dem Abschwellen meiner Halsverdickung. Doch jetzt droht demnächst etwas, dass du einfach nicht ignorieren kannst – weil es dich direkt im Büro oder zuhause überschwemmt:

Die Kalenderflut.

Flut? Was sage ich? Tsunami! Zusteller, die du das ganze Jahr nicht gesehen hast, klingeln jetzt täglich bei dir, um dir sperrige Sendungen aus Wellpappe in die Hand zu drücken, gefüllt mit Kalendern. Mit Kalendern jeglicher Größe, jeglichen Umfangs und jeglicher Bindungstechnik. Alles geht.

Denn clevere Druckerei-Chefs nutzen jetzt die einmalige Gelegenheit, um ihre Kalenderkompetenz unter Beweis zu stellen, Hersteller glänzen durch überraschende Sichtweisen auf ihre Produkte und Bildagenturen durch wahnsinnig kreativen Umgang mit Bildmaterial aus eigenem Bestand. Manchmal sogar mit Text.

Aber jetzt mal ganz unter uns: Glaubt eigentlich wirklich jemand  da draußen, dass man sich das ganze Jahr auf einen Kalender mit Firmeneindruck freut? Denkt wirklich jemand, dass der Erhalt dieses gedruckten Dingens in etwa so abläuft wie bei Loriot, wenn die Hoppenstedts ein Klavier zu Weihnachten bekommen? Und das die Beschenkten im Chor rufen?

„Ein Kalender. Ein Kalender. Geschäftspartner, wir danken dir.“

Ich bin ein verdammtes Ein-Mann-Unternehmen. Ich kann mich nicht im Chor bedanken. Und ich komme immer so auf zehn Kalender. Danke.

Also – wohin damit? Umweltbewusst frage ich zuerst immer Freunde und Bekannte, ob sie nicht einen Kalender brauchen. Vielleicht einen mit ohne Bildern. Oder einen mit Alpenpanoramen? Aber sie haben alle schon selbst den ein oder anderen. Und tauschen will auch keiner.

Bleibt nur die Entsorgung. Doch die Altpapier-Tonne quillt eh schon über. Wo sollen da noch zehn Kalender rein passen? Deshalb hatte ich die Idee, dass wir den ganzen Kalendern (ein wenig angelehnt an Ikeas Weihnachtsbaumentsorgungstag Knut) an einem Tag gemeinsam den Garaus machen. Wir alle – Kunden, Lieferanten und so –  zünden einen riesigen Stapel Kalender an und trinken Glühwein, reden miteinander, tätigen Abschlüsse und machen so aus den Kalendern endlich ein funktionierendes Kundenbindungsinstrument. Das wär doch was. Denkt mal drüber nach.

P.S:

Falls das jemand gelesen hat und doch noch einen Kalender an seine Kunden verschenken will – ich habe da eine echt gute Idee für einen Super-Kalender. So was habt ihr noch nicht gesehen. Die Idee ist … …

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Expedition ins Münsterland

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Eigentlich sollte Weihnachten ja etwa so aussehen.

  1. Erwin Pimpelhuber

    Großartige Idee! Ich wäre höchst interessiert an einer Teilnahme und könnte einiges an Brennstoff beisteuern. Mit freundlichen Grüßen

  2. Irene Ott-Hargina

    Ich bekomme (Gott sei Dank) wenig bis gar keine Kalender geschenkt und bin auch dankbar dafür, denn ich kaufe meinen einen Kalender SELBER! Also mit mir ist bei der Entsorgung einer potentiellen Flut nicht zu rechnen, jedoch bei der Verbrennung wäre ich gerne dabei :). Herzliche Grüße Irene

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