Das Weserbergland ist voller Geschichten, die von sagenhaften Begebenheiten erzählen. Diese ist wohl die berühmteste.
Wir schreiben das Jahr 1284. Es ist der 26. Juni. Der Tag von Johannis und Paul. Die meisten erwachsenen Hamelner sind in der Kirche als ein bunt gekleideter Musikant die Stadt betritt. Sein Spiel auf der silbernen, wundersamen Flöte lockt Kinder aus der ganzen Stadt an. Von überall strömen sie herbei und lauschen fasziniert seiner Weise. Dann setzt sich der Spielmann in Bewegung und gebannt folgen die Kinder ihm durch das Ost(er)tor hinaus aus der Stadt. Hinter dem Galgenberg verliert sich die Spur von 130 Kindern.
Zwei der Kinder kehren zurück in die Stadt, weil sie dem Zug nicht folgen können, doch beide wissen nicht, was hinter dem Galgenberg geschieht. Denn eines beiden ist blind und das andere, ein Junge, ist einfach zu langsam.
Und so kennt bis heute niemand das Schicksal der Kinder oder hat auch nur die geringste Ahnung, wohin der Spielmann sie geführt hat.
Ich weiß nicht, was an dieser Geschichte wahr ist. Aber ausgedacht habe ich mir nichts davon. Belegt ist jedoch, dass in Folge dieser Geschehnisse die Stadt Hameln über lange Jahre eine eigene Zeitrechnung hatte, die sich auf den Zeitpunkt des Auszugs der Kinder bezog.
Anmerkungen:
Meine Interpretation der Vorgänge des Jahres 1284 stützen sich auf das älteste, bekannte Dokument, das den Auszug der Kinder erwähnt – die so genannte „Lüneburger Handschrift“. Dieses Dokument beinhaltet noch nicht die Befreiung von der Rattenplage durch den Spielmann, aber auch nicht die zwei „geretteten Kinder“.
Alle Fotografien enstanden im November 2014
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