Wo wir Brigitte getroffen haben und was man so an einem gewöhnlichen Dienstag bei miesem März-Wetter im Odenwald erleben kann – das ist schon einige Notizen wert. Seht und lest selbst.

Beginnen wir mit Brigitte. Alle Kälber, die dieses Jahr das Licht der Welt erblicken, bekommen einen Namen, der mit „B“ beginnt – jedenfalls auf diesem Hof im Odenwald. Brigitte ist zum Zeitpunkt der Aufnahmen dreieinhalb Wochen alt. Sie ist so lebhaft, verspielt und neugierig wie alle Kinder und ganz versessen darauf, gekrault zu werden. Sie hat Glück, denn sie wird ein gutes Leben haben auf diesem Hof, der von einer Familie geführt wird, die das Land, die Natur und die Tiere respektieren.

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Als wir uns verabschieden bekommen wir noch etwas Proviant mit auf den Weg – drei Äpfel, wie wir sie noch nie gesehen haben. So rot, dass sie sofort jedes Schneewittchen verführen könnten. So klein, dass jeder EU-Kommissar sofort zu zetern begänne. Und von so erdiger Süße, dass sie einfach nicht supermarkt-kompatibel sein können. Die Sorte nennt sich Roter Metternich und stammt wohl ursprünglich aus der Wetterau, fühlt sich aber auch im Odenwald ganz wohl. Wir bedanken uns und machen uns auf den Weg.

Metternich_2_upDer führt uns nach Vielbrunn, also kurz vor die bayrische Grenze (vorsichtshalber haben wir unsere Personalausweise mitgenommen). Wir sind im Parkhotel mit Ann-Katrin Thimm verabredet. Sie leitet das Hotel, das zwanzig Jahre lang im Dornröschenschlaf lag – bis sie es wachgeküsst hat. Als wir das Gebäude betreten, geraten wir nicht nur in ein unerwartet großzügiges Hotel sondern gleichzeitig in eine andere Zeit – in die bunten, unverkrampften Siebziger des letzten Jahrhunderts. Alles ist noch so belassen, wie es der Großvater vor rund vierzig Jahren eingerichtet hat. Ich denke, das beste Wort es zu beschreiben ist WOW. Frau Thimm betreibt diese Zeitmaschine als Hotel garni, als Event-Location, stellt es für Shootings zur Verfügung und vieles mehr. Fragt doch einfach mal an. Übrigens – viel mehr über das Parkhotel in Vielbrunn demnächst bei Endlich! Gutes.

Parkhotel_3 Parkhotel_2 Parkhotel_1_upKurz vor dem Ortsausgang erspäht das geübte Auge des Imkers unter uns – ihr ahnt es schon – Bienenstöcke. Aber alle stehen leer. Wir fragen nach. Der Besitzer ist vor einigen Jahren gestorben und es hat sich kein Nachfolger gefunden. So blieb nur eine pittoreske Installation ohne Nutzen. Schön aber schade.

_MG_4146_sm_upJetzt geht es an die Bergstraße. Unser Ziel liegt in Bensheim. Genauer gesagt in Auerbach. Dort treffen wir Hanno Rothweiler auf seinem Weingut. Er hat etwas Zeit für uns, aber nachher wird eine Gruppe Lehrerinnen aus dem Odenwald kommen, um Wein und Sekt für eine Feier auszuwählen. Also los.

Zuerst führt er uns herum, erklärt uns seine Art des Weinmachens. Schnell wird klar, Hanno Rothweiler ist Überzeugungstäter. Philosophie, Prozesse und Architektur – alles ist geradeaus und ehrlich auf Qualität ausgelegt.

Im Verkaufsraum weckt ein Rotwein unsere besondere Aufmerksamkeit. Es ist ein tiefroter, kräftiger Bursche, den ich nicht so gleich in Deutschland verorten würde. Auf dem Etikett steht „Dakapo“. Der Name des Weins, denke ich und liege falsch. Tatsächlich ist es der Name der Rebsorte. Es handelt sich dabei um eine 1972 in Geisenheim gezüchtete Kreuzung aus Blauem Portugieser und Deckrot. Laut Wikipedia betrug die Anbaufläche im Jahr 2007 nicht einmal 60 ha in ganz Deutschland – im Gegensatz zu den 8.129 ha Dornfelder. Da haben wir also etwas wirklich Seltenes in der Hand.

dakapo_upSo sitzen wir, babbeln und probieren ein wenig von dem und von dem. Dann wird es langsam dunkel, die Lehrerinnen kommen und wir verduften – nicht ohne zwei Flaschen Dakapo in die Handgedrückt zu bekommen und mit der Gewissheit wiederzukommen.

Ein gewöhnlicher Tag für die Menschen im Odenwald und an der Bergstraße geht langsam zu Ende. Für uns geht ein Tag voller Entdeckungen zu Ende. Wir beschließen ihn mit einem frisch gezapften Pils in einer Eberstädter Eckkneipe. Den Dakapo gibt es dann demnächst.