Wir wagen uns mal über den Main in den Spessart. Dort treffen wir keine Räuber, aber Millionen von Pusteblumen. So viele haben wir noch nie gesehen. Also Pusteblumen-County statt Räuberland? Egal. Welche Erlebniswelt uns das Tourist-Office auch vorschlägt – da ist es schön. Ziemlich sogar.

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Erstaunlich. Da trennt nur so ein Flüsseken namens Main zwei deutsche Mittelgebirge und keine Seite gleicht der andern. Im Gegensatz zum Odenwald zerschneiden langgezogene Täler den dicht bewaldeten Spechtswald – der Name Spessart entstand nämlich aus den Bestandteilen Specht und Hardt („Bergwald“). Und das soll auch als Hintergrundinformation reichen. Zeit für den Aufbruch, damit wir gegen Mittag die Hohe Wart erklommen – besser erreicht – haben. Also los.

Wir parken auf dem Parkplatz des Schlosses Mespelbrunn und nehmen erst mal eine kurze Besichtigung vor. Pittoresk und romantisch, das Schloss. Aber Lieselotte Pulver fehlt uns doch ein wenig. (Anmerkung für die Spätgeborenen: Hier wurden Teile des Films „Das Wirtshaus im Spessart“ , BRD 1958, mit eben jener Schauspielerin gedreht)

Spessart_B02 Spessart_B01Dann geht es kurz durch Mespelbrunn entlang der Hauptstraße nach Süden bis zum Heim der Wanderfreunde Mespelbrunn-Heimbuchenthal. Das liegt unmittelbar vor dem Ortsausgang hinter einem Rewe-Markt. Hier schlägt eine Tafel Rundwege vor.

Wir entscheiden uns für keinen davon, folgen aber anfangs dem Pfad, der durch einen Fuchs gekennzeichnet ist. Der beschert uns zunächst einen sanften Aufstieg. Zunächst.

Die Wanderfreunde empfehlen für den Rundweg „Fuchs“ gutes Schuhwerk und etwas Kondition. Das mit den Schuhen geht in Ordnung, den Rest haben wir leider nicht im Gepäck. Denn es geht jetzt ein recht gutes Stück des Weges ordentlich bergauf. Das führt dazu, dass wir obenauf gar nicht mehr obenauf sind und an einem Wegweiser dem Fuchs gute Nacht wünschen. Wir orientieren uns jetzt an dem Wegweiser in Richtung Kapellenberg.

Den Kapellenberg erreichen wir bereits kurze Zeit später. Dort erwartet und eine Kapelle namens „Herrin der Berge“. Das klingt nach einem Filmtitel aus den Sechzigern mit Lex Barker in der Hauptrolle, entpuppt sich aber als idyllisches Kapellchen mit guter Aussicht nach einigen Seiten. Pause.

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Spessart_B04Als wir die Herrin der Berge hinter uns lassen wissen wir, dass noch fünf-komma-fünf Kilometer bis zur Hohen Wart(e) vor uns liegen. Was wir nicht wissen, ob die Hohe Wart(e) nun mit „e“ geschrieben wird oder mit ohne, denn das behandelt man vor Ort äußerst variabel.

Der Weg geht eine ganze Weile sanft bergab, was uns gut tut, aber gleichzeitig auch etwas beunruhigt, den schließlich wollen wir ja auf die „Hohe“ Wart und nicht auf die „Niedrige“.

Spessart_B05Nach einiger Zeit erreichen wir den Ortsrand von Völkersbrunn. Dort finden wir auf einem „Wanderparkplatz“ eine Hinweistafel, die einige alternative Routen zur Hohen Wart vorschlägt. Wir nehmen die „Räuberland-Route“ oder anders ausgedrückt die vier-Komma-drei Kilometer. Es geht auch kürzer. Und es geht auch gleich wieder bergauf, aber moderat. Moderat ist auch das Streckenprofil bis zur Hohen Wart. Geboten werden uns hohe Bäume und dichter Wald, aber auch schöne Aussichtspunkte und einige Vogelhäuschen mit Madonnen darin. Nun, wir sind ja auch Bayern. Verzeihung, wir sind in Franken, aber das ist keinen Deut weniger katholisch.

Spessart_B06 Spessart_B08 Spessart_B07 Spessart_B09Auf der Hohen Wart(e) thront ein Gasthaus mit eigener Waldbrauerei. Das Bier ist frisch und die Speisen sind deftig. Beides ist lecker. Unser Menü setzt sich aus je zwei Wildsaubratwürsten mit Sauerkraut, dort selbstgebackenem Brot und hellem Bier zusammen.

Spessart_B013Nach etwa einer Stunde geht es satt, aber nicht zu satt, zurück nach Mespelbrunn. Der immer abwärts führende Weg durch den langen Grund ist gut gekennzeichnet. Man kann auch sagen: Der Schluss ist leicht, aber es reicht.

Spessart_B014Vielleicht noch irgendwo einen Kaffee … inmitten von Pusteblumen.

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