Voll die Sonne; voll der Nebel; voll der Regen; voll der Edersee


Kurzgefasst war das so: Ein Weltnaturerbe. Ein Buchenwald. Ein See. Eine Wanderung. Eine Digital-Kamera. Ein iphone. Aber … zwei Tage.

Erster Tag: Anreise und die ersten Kilometer.

Kennt ihr das? Ihr kommt während der Nach- oder Nichtsaison in ein ziemlich spärlich beleuchtetes Hotel, eine Gestalt huscht an euch vorbei und verschwindet hinter der nächsten Ecke. Die langen Gänge sind erfüllt von Leere und Dunkelheit. Und ihr sucht automatisch das Dreirad aus Kubricks Shining. Ich tue das dann jedenfalls, aber hier wurde meine Suche abrupt unterbrochen. Und zwar durch aufflackerndes Licht und eine nette Frau, die uns per Handschlag begrüßte und uns das Zimmer zeigte. Mit Seeblick, versteht sich.

Am Abend sollte es noch regnen, doch der Blick nach draußen über den See versprach wandertaugliches Wetter. Also nix wie los – vom Waldecker Schloss zur Staumauer und leicht versetzt zurück. Das machte – inklusive zwei Mal falsch abbiegen – so um die zehn Kilometer, immer ruff un runner. Hin und wieder blinzelte sogar die Sonne durchs Geäst; so stark, dass es gut tat, aber doch zu schwach, um dem Restschnee den Rest zu geben. Insgesamt betrachtet, war das eine sehr schöne Strecke und die Steigungen treiben einem sogar den Schweiß in die Stirn, wenn man einen so schweren Knochenbau wie ich hat. Im Hotel zurück waren wir genau so erledigt wie der Tag. Der schaltete das Licht aus und verschwand. Wir verschwanden in den Forellenhof (in Nieder-Werbe) am See und prüften, was in uns hineinpasst. Und erstaunlicherweise ist das so einiges.

Hier die Bilder des ersten Tages:

Zweiter Tag: Kein Dunst, was im Nebel geht

Es war die Lust auf den Seeblick, die mich zum Verlassen des Bettes trieb. Also schälte ich mich aus der wohlig warmen Bettdecke, ging die fünfunddreißig Zentimeter zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. … Habt ihr eigentlich schon einmal ins Nichts geblickt? …

Wie dem auch sei, nach dem Frühstück machten wir uns auf, dieses Nichts zu erkunden. Doch bereits vor der Hoteltür kroch die eiskalte Nässe des nordhessischen Märznebels in unsere Klamotten. Und ganz spontan verwandelte sich die Wanderlust in Wanderfrust. Zeit für Plan B. Wir bestiegen das Auto, um einige Orte und interessante Punkte in der Gegend zu erkunden. So lernten wir unter anderem Korbach kennen und nahmen die Staumauer genauer unter die Lupe.  Am Nachmittag musste dann Bad Wildungen dran glauben.

Geprägt war der Tag von dichtem Nebel, leichtem Regen und niemals Sonne. In der Pause widmete sich Dorothee Kaffee und Käsekuchen. Ich entschied mich für das Herrengedeck: Currywurst, Pommes und Pils, groß versteht sich. Resümiert man die zu Fuß zurück gelegte Wegstrecke, kommt dann doch einiges zusammen, aber die erhoffte Wanderung war das nicht gerade.

Vom Tag geschwächt, versuchte ich am Abend in Waldeck ein Zanderfilet, während vor dem Restaurant die total breite Dorfjugend mit dem Krankenwagen zum Auspumpen gebracht wurde. Und das war mir dann schon einen Remy Martin wert, denn dem ist bekanntlich egal wo er getrunken wird, nur nicht von wem.

Epilog

Eigentlich waren ja drei Tage geplant. Aber der letzte taugte nur zur Flucht.  Flucht ins Rhein-Main-Gebiet, wo die Sonne schien – bis wir kamen.

Was bleibt ist ein Abwanderungsgedanke. Der Gedanke, den kompletten Urwaldsteig am Edersee abzuwandern. Achtundsechzig Kilometer in drei Tagen. Denn eigentlich ist es da ganz schön. Mehr darüber demnächst hier in hobeins.net. Wahrscheinlich jedenfalls.

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  1. Sehr schön. Sehr nebulös. Und doch. Sehr klar.

    Danke für Deine Bildgeschichten…..

  2. wolfgang

    ja: schön! trotz wanderfrust.
    doch soll man den karg bestückten bootsverleih erschwimmen?

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