So beendete Karl-Heinz Borchert die Vorworte seiner für Deutschland bahnbrechenden Comic-Anthologie-Reihe, die er zwischen 1985 und 1991 in sechs Bänden herausgab. Nach dreißig Jahren ist es Zeit für eine kurze Würdigung dieses immer noch frisch wirkenden Projekts.
Als ich im Comic-Magazin Alfonz (Ausgabe 1/2015) in der Rubrik „Was macht eigentlich …“ auf Karl-Heinz Borchert“ gestoßen bin, führten mich die nächsten Schritte direkt an mein Bücherregal. Es war Zeit, mal wieder zu schauen, was in Macao damals so los war.
Denn es war wahrhaft abenteuerlich, was der Herr Borchert dem Comic-Entwicklungsland Deutschland da zumutete und ganz bestimmt nicht für ein Massenpublikum geeignet – bis heute nicht. Aber alle, die eine anspruchsvolle Lektüre bevorzugen, werden belohnt, wenn sie sich auf Macao einlassen – auch heute noch.
Es sind ausschließlich schwarzweiße Comicwelten, die zwischen den Buchdeckeln der Reihe zu finden sind. Die Geschichten entstammen allen möglichen Genres, sind meisterhaft erzählt und grafisch erstklassig in Szene gesetzt. Die Namen der Autoren und Zeichner lesen sich wie das Who’s who der Comic-Elite. So wird der Besuch in Macao für interessierte Leser/innen zu einem fantastischen Rundgang durch die Welt grafischer Erzählungen, von denen die meisten heute das Label „Graphic Novel“ tragen würden. Chapeau Herr Borchert.
Um einen Eindruck zu vermitteln, welche grafische Qualität und Vielfalt in der Reihe versammelt waren, habe ich die Namen der Zeichner mit Websites verlinkt, die einen recht guten Einblick in deren Stil geben(mit dem Inhalt der verlinkten Seite habe ich allerdings nix zu tun).
Band Eins:
„Torpedo 1936“ von Jordi Bernet und Sanchez Abuli
„Die Wüstenskorpione“ von Hugo Pratt
„Terry und die Piraten“ von Milton Caniff
„Der Schamane“ von Ab’Aigre und Frank Giroud
„Die Schaukel der Verlierer“ von Jacques Tardi
Band Zwei:
„Jesse Bravo“ von Alex Toth
„Johnny Focus“ von Attilo Micheluzzi
„Modesty Blaise“ von Jim Holdaway und Peter O’Donnel
„Alack Sinner“ von José Munoz und Carlos Sampayo
Band Drei:
„Der Rote Baron“ von Joe Kubert und Robert Kanigher
„Im Sudan“ von Sergio Toppi und Mino Milani
„Buz Sawyer“ von Roy Crane
„Das Spiel“ von Chris Scheuer
„Jerry Spring“ von Jijé
Band Vier:
„Der Träumer“ von Will Eisner
„Der Käfig“ von Hermann
„Garth“ von Frank Bellamy und Jim Edgar
„Heart-Break“ und „Die schwarze Mappe“ von Götting
Band Fünf:
„Das Pepper Lake Monster“ und „Die schwarze Katze“ von Bernie Wrightson
„Der Wolf und sein Junges“ von Goseki Kojima und Kazuo Koike
„Rip Kirby“ von Alex Raymond
„Alvar Major“ von Enrique Breccia und Carlos Trillo
„Mausoleum“ und „Die weinende Seele“ von Frederic Bezian
Band Sechs:
„Rebecca“ von Anna Brandoli und Renato Queirol
„Geheimagent Corrigan“ von Al Williamson und Archie Goodwin
„Evaristo“ F. Solano Lopez und Carlos Sampayo
„Der Weg zum Pazifik“ von Dino Battaglia und Mino Milani
Wer also anspruchsvolle Comics lesen will – und das sowohl in grafischer als auch erzählerischer Hinsicht – sollte zugreifen. Antiquarisch sind alle sechs Ausgaben noch gut zu bekommen und als Softcover bis auf den ersten Band auch gar nicht teuer.
Alle sechs Bände erschienen als Hardcover, die ersten fünf auch als Softcover. Zusätzlich erschien der Sonderband „Torpedo 1936“ von Bernet und Abuli.
See you in Macao.