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Brücken schlagen

von einem Stahlstich, seiner fotografischen Reproduktion und einer alten Sage

Unlängst fand ich in einem Buch aus dem Jahre 1855 die Sage von einem Bauern, der auf der Hamelner Weserbrücke zu Reichtum kam. Da fiel mir ein, dass ich während meiner Ausbildung einen Stahlstich reproduzieren musste, der eine ehemalige Version dieser Brücke zeigte. Als ich die Reproduktion in meinem Archiv fand, entdeckte ich, dass diese Grafik von einem Darmstädter in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts angefertigt hatte. So – und jetzt kommst du.   

Eintrag 100 – Der Rattenfänger von Hameln

Das Weserbergland ist voller Geschichten, die von sagenhaften Begebenheiten erzählen. Diese ist wohl die berühmteste.

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Wir schreiben das Jahr 1284. Es ist der 26. Juni. Der Tag von Johannis und Paul. Die meisten erwachsenen Hamelner sind in der Kirche als ein bunt gekleideter Musikant die Stadt betritt. Sein Spiel auf der silbernen, wundersamen Flöte lockt Kinder aus der ganzen Stadt an. Von überall strömen sie herbei und lauschen fasziniert seiner Weise. Dann setzt sich der Spielmann in Bewegung und gebannt folgen die Kinder ihm durch das Ost(er)tor hinaus aus der Stadt. Hinter dem Galgenberg verliert sich die Spur von 130 Kindern.

Zwei der Kinder kehren zurück in die Stadt, weil sie dem Zug nicht folgen können, doch beide wissen nicht, was hinter dem Galgenberg geschieht. Denn eines beiden ist blind und das andere, ein Junge, ist einfach zu langsam.

Und so kennt bis heute niemand das Schicksal der Kinder oder hat auch nur die geringste Ahnung, wohin der Spielmann sie geführt hat.

Ich weiß nicht, was an dieser Geschichte wahr ist. Aber ausgedacht habe ich mir nichts davon. Belegt ist jedoch, dass in Folge dieser Geschehnisse die Stadt Hameln über lange Jahre eine eigene Zeitrechnung hatte, die sich auf den Zeitpunkt des Auszugs der Kinder bezog.

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Anmerkungen:
Meine Interpretation der Vorgänge des Jahres 1284 stützen sich auf das älteste, bekannte Dokument, das den Auszug der Kinder erwähnt – die so genannte „Lüneburger Handschrift“. Dieses Dokument beinhaltet noch nicht die Befreiung von der Rattenplage durch den Spielmann, aber auch nicht die zwei „geretteten Kinder“.

Alle Fotografien enstanden im November 2014

 

Der falsche Hase von Hajen

Das Weserbergland ist voller Geschichten, die von einem rauen, handfesten Humor geprägt sind. Diese ist eine davon.

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